Hildburghäuser Geschichte
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Hamann, Karl Otto

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Karl
Otto Hamann

(Dr. rer. agr.)

* 04.03.1903, Hildesheim
† 16.06.1973, München (Sein Grab liegt auf dem Zentralfriedhof Bad Godesberg)


Landwirt, Politiker  

Er wächst in Nürnberg und Speyer auf und besucht dort das humanistische Gymnasium. 1923 legt er das Abitur am Ludwigs-Gymnasium in München ab. Von 1920 bis 1922 absolviert er eine Landwirtschaftslehre bei Freiherrn von Thüngen in Rossbach/Rhön. Von 1923 bis 1927 studiert er in Hohenheim, Bonn und Berlin. Agrarwissenschaften. Von 1927 bis 1929 ist er bei der Schlüter AG für Kulturtechnik und Baupraxis tätig und 1928/29 an der Landwirtschafts- und Gartenbauschule Dortmund als Gastlehrer. Im Zeitraum 1929 – 1931 ist er in leitender Funktion der Arbeitsämter Schwerte und Dortmund angestellt und erarbeitet statistisches Material für seine Dissertation „Arbeitsmarkt in der westfälischen Landwirtschaft“. 1931 übernimmt er die Guts- und Siedlungsleitung des Mönchshofs (Genossenschaft Deutsche Dorfmarksiedlung e.G.m.b.H Mönchshof, Meiningen Land (Thüringen). Der anerkannte Lehrbetrieb ist 1936 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden. Vor 1933 ist Hamann Mitglied der SPD, 1933 promoviert er an der Universität in Bonn. Nach Geschäftsführertätigkeiten lässt er sich 1935 auf Gut Mönchshof nieder. 1942 bis 1945 kommt es zur Dienstverpflichtung zu zusätzlichem landwirtschaftlichen Schul- und Beratungsdienst im Kreis Hildburghausen. Zum Wehrdienst wird er nicht eingezogen. Nach 1945 baut er das Landwirtschafts- und Ernährungsamt sowie die Landwirtschaftliche Ackerbauschule in Hildburghausen auf und tritt 1946 der LDP(D) (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) bei. Von 1946 bis 1952 ist er Landesvorsitzender in Thüringen. Er wird in die Thüringer Beratende Landesversammlung berufen. Von 1946 bis 1950 ist er Landtagsabgeordneter der LDP in Thüringen und wird Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses. Zudem ist er Mitglied des Kreistages Hildburghausen und Stellvertretender Landrat.

Nach dem Tod von Dr. Wilhelm Külz wird Hamann Vorstandsmitglied der LDP und 1949 mit Dr. Hermann Kastner Parteivorsitzender, dann zusammen mit Dr. Hans Loch (Minister der Finanzen bis 1955). Ab 1949 ist er Mitglied der Volkskammer der DDR und im Kabinett Grotewohl bis 1952 Minister für Handel und Versorgung der DDR . Am 10.12.1952 wird er vom Ulbricht-Regime wegen „Wirtschaftsverbrechen“ und „feindlicher Agentenarbeit“ verhaftet und nach knapp zweijähriger Untersuchungshaft in Berlin-Hohenschönhausen in einem Geheimprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Haftzeit wird später auf 10 Jahre reduziert. Seine Tochter Susanne war u. a. im berüchtigten Frauenzuchthaus Hoheneck inhaftiert. Nach 4-jähriger Einzelhaft wird er nach internationalen Protesten, besonders des FDP-Vorsitzenden und Justizministers der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Thomas Dehler, am 11.10.1956 vom „Staatspräsidenten“ Wilhelm Pieck begnadigt, die Reststrafe erlassen und freigelassen. Er flieht in die Bundesrepublik Deutschland, nach Bayern eingewiesen und als politischer Flüchtling anerkannt. In den Folgejahren hält er sich von politischen Tätigkeiten fern. Er ist in bescheidenen Verhältnissen in verschiedenen landwirtschaftlichen Bereichen beratend und lehrend tätig, übernimmt geschäftsführende Aufgaben, ist Publizist – auch in der internationalen Fachliteratur – und Pächter des Berghofes Mitterleiten bei Zell am See im Salzburger Land. Dort arbeitet er auch mit Carola Stern seine Lebenserinnerungen auf. Hamanns schwere Zuckerkrankheit verhindert jedoch den Abschluss der Arbeit. – Hamann wird am 19.08.1991 vom Landgericht Berlin juristisch rehabilitiert. Die FDP Brandenburgs richtet für die politische Bildung eine Dr.-Karl-Hamann-Stiftung ein.

Hamann gilt als einer der letzten liberalen Politiker der DDR, die sich um eine Unabhängigkeit von der SED bemüht haben. Seine Verhaftung ist gleichzusetzen mit dem Ende der liberaldemokratischen Eigenständigkeit.

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