Hildburghäuser Geschichte
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Postgeschichte

 Aus der Postgeschichte von Hildburghausen
17. und 18. Jahrhundert

Hans-Jürgen Salier

Von der Botenpost
zur Kaiserlichen Reichspoststation Hildburghausen  

Am 22. Mai 1676 traf ein kaiserlicher Lehensbrief aus Wien für das Fürstentum Coburg ein und belehnte Hildburghausen mit der aus Henneberg, Hessen und Fulda über Römhild und durch das Amt Heldburg führenden Straße. (1) Damit war Hildburghausen an das Netz der Reichspost angeschlossen und erhielt eine Kaiserliche Reichspoststation.
Doch die Hildburghäuser Postgeschichte reicht noch wesentlich weiter zurück, das beweisen postalische Belege, Urkunden und andere historische Quellen, die allerdings noch nicht alle wissenschaftlich gesichert sind.

Gedruckter Brief von Friedrich Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg. Er lädt auch im Namen seiner sechs Brüder (Albrecht, Bernhard, Heinrich, Christian, Ernst und Johann Ernst) zur Erbhuldigung. Der Brief wurde auf Schloss Friedenstein (Gotha) am 25. Mai 1676, dem Gründungsjahr der Hildburghäuser Post, ausgefertigt und per Boten u. a. an die Herren von Hanstein nach Henfstädt bei Themar gesandt. Auf der Anschriftseite ist das Präsentatum vom 8. Juni 1676 vermerkt. Die Erbhuldigung erfolgt anlässlich des Ablebens des Herzogs Ernst (der Fromme) von Sachsen-Gotha-Altenburg am 26. März 1675.
Herzog Ernst geht im Nexus Gothanus (1672 erlassen) davon aus, dass alle seine sieben Söhne erbberechtigt sind. Die Primogenitur, das Erstgeburtsrecht, wird nicht angewandt. Diese Entscheidung endet in Erbstreitigkeiten, und es kommt 1680/81 zur Erbteilung des gothaischen Gesamthauses. Es werden sieben Fürstentümer gestiftet (s. auch Chronikteil). Das hat für die Geschichte Thüringens einen nachhaltigen Einfluss.

Im Stadtbuch des Jahres 1420 findet man erstmals die Erwähnung des Stadtreiters Hannsen Hein:
  „hat man hannsen hein gedingt dacz man im und seim pferd dies lar sal geben 29 guldin daz er von der stat wegen reit wann man sein darff und daz er der stat pferde wartet und man sal seinem pferd diss jar von der stat wegen heu gebn und man stet ein fur schaden wann er reit von der stat wegen und sein pferd wo es ist und löst von der smiden und wan er übemacht von der stat wegen usszen ist so verczert man in und man sal im gebn einen rock nach der stat eren und seinen nücz."  

Private Besorgungen der Bewohner des an der Oberen Werra gelegenen Ackerbürgerstädtchens wurden jedoch zumeist durch Boten oder reisende Kaufleute vorgenommen, wie sie die Stadtchronik bis Anfang des 17. Jahrhunderts ausweist. So wurden besonders zur Messzeit Nachricht von Kaufleuten befördert. Das Stadtbuch erwähnt im Jahre 1584 Kärner und Hefenführer, ferner 1560 Veit Döll und 1609 Michael Amstein.
Nicht konkret feststellbar, aber nicht auszuschließen, ist die Existenz sogenannter Metzgerposten. Hierbei handelt es sich um Reitpostverbindungen, die im 16. und 17. Jahrhundert im süddeutschen Raum von den Metzgern während ihrer häufigen Reisen zum Vieheinkauf organisiert wurden.  
Gerade im Dreißigjährigen Kriege war man auf die Metzgerposten angewiesen, denn die Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung waren weitestgehend zusammengebrochen. Vielfältige kaiserliche Erlasse gegen das Botenwesen, das eine Konkurrenz zur Reichspost darstellte, richteten nichts aus, denn Macht und Ansehen des Kaisers waren erheblich geschwächt. So stellten die Bürgermeister der Städte den Metzgerposten Schutzbriefe aus, damit sie ungehindert die betreffenden Territorien passieren konnten. Die Postbeförderung zu jener Zeit war nicht nur umständlich und schwierig, sondern auch gefährlich. Wegelagerer und Raubritter lauerten mitunter den Boten auf.
Die Boten der Metzgerposten erhielten festliegende Löhne und Vergünstigungen, standen unter der Aufsicht von Amtsleuten und führten für ihre Innung oft ein Posthorn im Schild. Sie wurden von der Taxisschen Post in den von ihr postalisch betreuten Gebieten stark bekämpft.

Und eben ein solches (Post)Horn mit Schnur befindet sich als Innungszeichen unter weiteren am Torbogen der einstigen Kaufhalle des Historischen Rathauses aus dem Jahre 1620 mit den Initialen J. H.; im Kirchenbuch wird der Briefträger Jobst von Hausen erwähnt.
Die Bevölkerung hatte bis etwa Mitte des 17. Jahrhunderts so gut wie keinen Anteil an der Briefübermittlung, das war mehr oder weniger Privileg der Herrscherhöfe und Privilegierter. Dass die Landesposten ein durchaus einträgliches Geschäft waren, soll nachfolgend demonstriert werden.
Im Jahre 1647 erhielt Lamoral Claudius Franz von Taxis, der Erb-General-Oberst-Postmeister, den Auftrag von Kaiser Ferdinand III., eine Postverbindung zwischen Wien und Dänemark aufzubauen. Die Route, die, aus Nürnberg – Bamberg – Coburg kommend, über den Thüringer Wald führen sollte, wurde von Friedrich II. Herzog von Sachsen-Coburg scharf attackiert. Der Herzog verbot den Kaiserlichen Reichsposten die Durchfahrt, denn er fürchtete u. a. den Verlust einer wichtigen Finanzquelle.


Postroutenkarte Deutschlands von Johann Baptist Homann aus dem Jahr 1714 (Ausschnitt). Hildburghausen wird hier abgekürzt als „Hilperh“ benannt.

Als 1653 die Reitpostlinie Bamberg – Baunach – Ermershausen – Milz – Meiningen – Schmalkalden – Gotha eingerichtet wurde, umging man Coburg und Hildburghausen.
Mit der Einrichtung einer relativ unbedeutenden Nebenlinie von Milz (Milz hatte seit 1653 eine Kaiserliche Reichspoststation am Postkurs Bamberg – Meiningen gelegen) nach Hildburghausen erhielt Hildburghausen den Anschluss an das Reichspostnetz, der im Lehensbrief vom 22. Mai 1676 festgelegt wurde.  


Anordnung von Heinrich Herzog von Sachsen-Römhild aus dem Jahr 1683 zur Entlohnung von Boten
Für den Botengang erhielt der Bote, wenn er ein Schreiben beförderte, je Meile einen Groschen, bei der Rückkunft „ein Maas Bier und ein Stück Brot, wenn er aber was anderes träget oder führet, hat man sich des Lohns wegen anders mit ihm zu vergleichen“.

Die Kaiserliche Reichspoststation Hildburghausen  

Von nun an lagen die Geschicke der Hildburghäuser Post fast ausschließlich in den Händen der spätfeudalen Postmonopolisten, der Grafen (ab 4. Oktober 1695 der Fürsten) von Thurn und Taxis, die erst 200 Jahre später, im Jahre 1867, die Ausübung des Postregals abgaben.


Franco- und Cito-Vermerke auf einem Brief vom 30. August 1678 von Coburg über Hildburghausen nach Henfstädt bei Themar. Der Brief wurde zwei Jahre nach Anschluss Hildburghausens an das Netz der von den Fürsten von Thurn und Taxis geführten Kaiserlichen Reichspost befördert.
„Franco“ bedeutet „frei“ – also die Beförderungsgebühr ist bereits entrichtet worden, Normalerweise wurde damals die Gebühr oder ein Teil davon erst bei der Zustellung oder Präsentation als „Porto“ erhoben.
„Cito“ bedeutet „eilig“. Oft ist bei solchen Kennzeichnungen der Wunsch der Vater des Gedanken. Man kann es an Postaufzeichnungen, an Gebührenlisten (bei Stafettenbriefen) oder am Präsentatum erkennen. Der abgebildete Brief wurde über eine Strecke von ca. 50 km in anderthalb Tagen befördert, bei schlechten Straßenverhältnissen nach dem Dreißigjährigen ist das ein beachtliches Ergebnis. 
 

Das private Postimperium der Thurn und Taxis umfasste zeitweise alle deutschen Länder (ausgenommen Brandenburg-Preußen, Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg und Mecklenburg, weiterhin Österreich – bis 1624 –, die habsburgischen Länder westlich des Bodensees – Spanische Niederlande, Burgund, Breisgau – und Spanien – 1556 bis 17. Jh.). [ ... ]

Durch die Teilung der gothaischen Herzogslinie 1680 – das Herzogtum wurde in sieben Zwergfürstentümer geteilt – wurden die Ämter Hildburghausen, Eisfeld und Schalkau zu einem selbstständigem Fürstentum zusammengefasst, zu dem später noch die Ämter Sonnefeld, Königsberg (Franken) und Behrungen kamen, stieg auch zwangsläufig das gesamte Postaufkommen.
Hildburghausen wurde 1684 von Herzog Ernst zur Residenzstadt erklärt. Neben der Erringung der vollen Souveränität vom Stammhaus Gotha zeichneten sich die Hildburghäuser Herzöge in dem ohnehin armen Land, das im Dreißigjährigen Krieg empfindlich geschwächt wurde, durch eine Prunksucht nach französischem Vorbild aus und peinigten die 25.000 Untertanen bis aufs Blut.
So bestand für diese Zeit zwangsläufig die Notwendigkeit eines umfassenderen Postverkehrs, der Personenbeförderung und nicht zuletzt des Auf- und Ausbaus des dürftigen und qualitativ schlechten Straßennetzes.
Herausragende Verdienste bei der Entwicklung des Postwesens in Thüringen erwarb sich der Lizentiat der Rechte, Dr. Johann Matthias Bieler aus Jena, der am 30. Juli 1687 durch einen Erblehnvertrag von Herzog Wilhelm Ernst von Weimar „das gesamte geschwinde Postwesen in den Fürstlich Sächsischen Landen Weimarischer Linie“ (2) übertragen bekam. Er organisierte das gesamte Postnetz. Sie wurden beispielsweise in den Hauptstädten der sechzehn thüringischen Kleinstaaten „Fürstlich Sächsische Posthaltereien“ eingerichtet. Dadurch bestand das notwendige Bedürfnis, die bestehenden Postkurse noch intensiver zu bedienen bzw. neue einzurichten.
1687 wurde eine „fahrende Post" auf der Strecke Coburg – Rodach – Hildburghausen – Meiningen – Eisenach eingerichtet. Bei dieser Streckenführung wurde die Coburger Geleitstraße „Von Coburg gegen Hildburghausen bis gegen Veßra an die Brücken“ benutzt, wie sie im Erbbuch des Coburger Kastenamtes aus dem Jahre 1492 beschrieben wurde.
Die Brücke über die Schleuse (vor Themar) war also die Grenze des Coburger Geleits. Die Straße führte, aus Coburg über Rodach kommend, durch Adelhausen, Eishausen, durch den Birkenfelder Grund, Birkenfeld, überquerte die Werra, verlief an der Karolinenburg vorbei nach Hildburghausen. (3)
Diese Straße wurde vorwiegend für den Nahverkehr benutzt. Die Ansicht vieler Chronisten, es handle sich um die sogenannte „Nürnberger Straße“, ist nur bedingt aufrechtzuerhalten, da Geleitrechnungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert ausweisen, dass nur wenige Wagen nach Hildburghausen oder Veßra abgefertigt wurden. Es ist anzunehmen, dass sich der Fernverkehr erst ausgangs des 18. Jahrhunderts entwickelte und der Ruf der Straße aus dieser Zeit resultiert, denn die Nürnberger Straße führte anfänglich über Eisfeld.
Seit Ende des 15. Jahrhunderts unterhielt die Stadt Nürnberg eine regelmäßige Botenpost auf der alten Handelsstraße Nürnberg – Hamburg. Der Weg der „Nürnberger Boten" führte über Bamberg, Coburg, Eisfeld, IImenau, Arnstadt, Weißensee, Wolfenbüttel, Braunschweig und Lüneburg. Die Zersplitterung des thüringischen Gebietes kam der Thurn und Taxisschen Post entgegen, zum anderen erkannte man die Bedeutung als Durchgangsland für den Postverkehr. Die Einrichtung einer Vielzahl an Poststationen kam dem Machtstreben der Fürsten von Thurn und Taxis sehr zugute. Sie waren dabei – wie später noch zu beweisen sein wird – nicht nur auf das Allgemeinwohl bedacht.
Auch die kursächsische Post setzte sich mehr und mehr durch, denn die thüringischen Duodezfürsten zeigten sich dem verwandten und mächtigen Stammhaus nachsichtiger.
Mit der Gründung der "Fürstlich Sächsischen Posthalterei" in Hildburghausen bestanden demnach zwei Posten, die Kaiserliche Reichspoststation für die Reichspost sowie die „Fürstlich Sächsische Posthalterei“ für die Fahrpost (auch sog „ordinäre Post“).
Der Postamtmann der fahrenden Sächsischen Post wurde vom Kurfürsten von Sachsen ernannt und unterstand dem Oberpostamt Leipzig. Die Brief- und Fahrpost war in jener Zeit getrennt. Die Thurn und Taxissche Verwaltung war in erster Linie für die Beförderung von Briefen und Zeitungen zuständig; Post in Nachbarorte wurde durch Fußboten zugestellt.

Daneben existierte noch eine landesherrliche Post.

Die „sogenannte ordinäre fahrende Post zur Beförderung von Personen und Passagiergut (bis zu 1 Zentner), auch Postkalesche genannt, unbehülflich und unbequem, sieht einem Frachtwagen ähnlich und steht unter dem Regime der Herzogl. Kammer. Ihr Ursprung liegt in den Hamburg-Nürnberger Botenfuhren zur Hansezeit: ihr Urahne fuhr zuerst 1690 zwischen Nürnberg und Frankfurt“. (4)

Dieser Landesbotenwagen ist demnach den sogenannten „Landesherrlichen Posten“ zuzuordnen, die es auf sehr vielen Strecken innerhalb des Thüringer Gebietes gab. Ihnen kam die Aufgabe zu, die Lücken in der Postversorgung auszufüllen, die die Reichspost für den örtlichen Verkehr offen gelassen hatte.  

Schon in der Zeit um 1600 finden wir auch in unserem Gebiet Briefe mit den Vermerken „cito", „Citissirne“ (eilig bzw. sehr eilig). Sie sind als Eilbotenbriefe anzusehen. Ob dieser Vermerk jedoch die Beförderung auf dem gesamten Postkurs oder nur die Zustellung durch den Boten betraf, ist heute nicht immer konkret auszumachen, es sei denn Abgangs- und Empfangsvermerke (z. B. „präsentiert“) lassen Rückschlüsse auf die Beförderungszeit zu. [ ... ]
Den Felleisen wurden bei Stafettenläufen „Sfundenzettel“ beigegeben, auf denen man den Abgang, die Ankunft und den Weiterritt auf den passierten Poststationen und letztlich die Ankunft am Bestimmungsort konkret ablesen konnte.
Die Thurn und Taxissche Post stand unter einer strengen und unerbittlichen Aufsicht, Dienstvergehen wurden mit hohen Strafen geahndet.
Ein aufgezeichneter Galgen auf Kurierbriefen war ein besonders makaberer Beförderungshinweis, der dem Boten immer wieder vor Augen führen sollte, dass er sein Leben verwirkt habe, wenn er seine Pflicht verletzt und den Brief nicht rechtzeitig zustellte.

So sind Wegeleistungen von mehr als 100 km pro Tag durchaus nicht ungewöhnlich.

Da Dr. Bieler neben der „Fürstlich Sächsischen Posthalterei“ auch die Leitung der Thum und Taxisschen Post in Thüringen übernahm, gab es zwischen den Posten keine größeren Streitigkeiten mehr, die in der Vergangenheit einschneidend die Entwicklung eines gut funktionierenden Postnetzes hemmten, denn neben den genannten Posten konkurrierten ferner preußische Posten, städtische und private Botenanstalten und zeitweise schwedische Posten (Dreißigjähriger Krieg).
Ab 1694 erhielt die Reichspost die Erlaubnis, das Herzogtum Coburg mit der Streckenführung Bamberg – Itzgrund – Coburg – Rodach – Milz – Meiningen zu durchfahren. Kaiser Leopold erließ 1702 ein Patent für die Einrichtung neuer Routen für fahrende Posten mit Personenbeförderung. So wurde eine Route von Wien über Prag – Eger – Kulmbach – Coburg – Meiningen – Eisenach – Kassel – Münster – Amsterdam geschaffen (Kurslänge 130 Meilen, die in 29 Tagen bewältigt wurden). Wenige Jahre später (wahrscheinlich 1704) wurde die Strecke über Rodach – Hildburghausen – Meiningen geführt. (5)
Die Einsetzung des Postverwalters Christoph Leuthäuser aus Rodach als Postamtmann in Hildburghausen am 15. Mai 1719 zeugt davon, dass Hildburghausen zu jener Zeit eine wichtige Postanstalt besaß.
Die Post war zu diesem Zeitpunkt im Gasthof „Zum Erbprinzen“ (ab 1889 „Fränkische Leuchte“) an der Südseite des Marktplatzes einquartiert, der ersten nachweisbaren Unterkunft der Hildburghäuser Post. Die Gaststätte gehörte um 1800 zu den renommiertesten der Stadt, in der u. a. der Dichter Jean Paul, Legationsrat am Hildburghäuser Hofe, wiederholt abstieg.


Briefe aus dem Jahr 1721 aus Leipzig und London mit Kartierungs-, Franco- und Transitvermerken (d’Holland – Brief aus London).
Es handelt sich um Geldbriefe: Spenden für den Aufbau der Hugenottenkirche. Der aus Zürich stammende Geistliche Jean Caspar Schneider, ein bedeutender reformierter Geistlicher, leitet den Kirchenbau der Französisch-Reformierten Kirche (heute: katholische Kirche St. Leopold in Hildburghausen).  

In einem französisch verfassten Brief vom 1.9.1719 hießt es:

 „Johann Christoph Leuthäuser, der früher in Rodach die Poststelle inne  hatte, hier Offizier, hat sich in den Dienst des Herzoges von Sachsen-Hildburghausen begeben, der ihm den Titel des Postamtmanns gegeben hat zum Nachteil des Beamten, der dort durch Seine Hoheit angestellt ist.“ (6)

Die Notiz zeugt davon, dass es um Titel und Ränge innerhalb des Postwesens Ränkespiele gab. Noch vorhandene Bewerbungsschreiben an die Fürsten und die dann später erfolgten Einstellungen beweisen, dass nur ökonomisch gutsituierte Persönlichkeiten mit entsprechendem Grundbesitz für die Räumlichkeiten zur Unterbringung der Post, der Versorgung der Passagiere und der Pferde eine Bestallung erhielten.
Aus der Tatsache, dass die benachbarte Stadt Eisfeld (12 km werraaufwärts) im Jahre 1720 eine Kaiserliche Reichspoststation erhielt, entwickelte sich auch in Hildburghausen das Postaufkommen stärker, denn Eisfeld lag an bedeutenden Verkehrsstraßen:

-          Erfurt – Eisfeld – Nümberg – Neuburg an der Donau;

-          ... Erfurt – Eisfeld – Nürnberg – Augsburg – Venedig;

-          ... Eisfeld – Bamberg – Ansbach – Ulm – in die Schweiz;

-          Verbindung nach Westen zu den Messestädten Frankfurt am Main und Köln (über Coburg und Bamberg; später über Hildburghausen und Römhild – Königshofen – Schweinfurt und Würzburg);

-          im Osten: Neustadt a. d. Heide (Neustadt bei Coburg) – Sattel von Judenbach und weiter in die kursächsischen Städte;

-          die sogenannte „thüringische Kupferstraße“ (Transport von Kupfer aus den Mansfelder Gruben);

-          ... Erfurt – Ilmenau – Frauenwald – Eisfeld – Coburg – Nürnberg (sog. alte ostfränkische Königsstraße).  

Schon bei Merian (1651) ist nachzulesen, dass es für Eisfeld

   „ ... ein fürtrefflich mit zur Nahrung“ war, „daß die Landstraße von Nürnberg durchging, davon viele Handwerksleute partizipierten und ihr Stück Brot bekamen, denn was aus dem Reich und dem Oberland über den Thüringer Wald gegen Thüringen, Sachsen und den Seestädten geraden Wegs will, das muß hier durchpassieren." (7) 

1728 - Erhebung zum Kaiserlichen Reichspostamt



Handschriftlicher Einlieferungsschein vom 15. Januar 1725, unterzeichnet vom Posthalter Johann Caspar Habermann, dass ein Schreiben von einem Herrn Wagner zur Kaiserlichen Reichspost übergeben worden ist. Ein solcher handschriftlicher Postschein aus der Zeit ist eine absolute postgeschichtliche Seltenheit.

Im Jahre 1728 wurde die Hildburghäuser Postanstalt zu einem Kaiserlichen Reichspostamt erhoben. 1730 wurde der Oberkassenmeister Wilhelm Brunnquell zum kaiserlichen Postmeister ernannt. Sein Nachfolger war im Jahre 1744 Friedrich Habermann, dessen Vorfahren und Nachkommen die Posthalterei verwalteten.
Die „Kurfürstliche Sächsische Post“ unterhielt seit 1749 eine regelmäßige Fahrpost von Erfurt über Ilmenau – Frauenwald – Schleusingen – Hildburghausen und Coburg nach Nürnberg. 


Brief an Johann Theodor Simon Kost. Er war von 1756 – 1768, also während der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763), Bürgermeister der Residenzstadt Hildburghausen. – Im Barock ist es „stilvoll“, Adressen und oft Briefinhalte in Französisch zu schreiben, auch wenn – wie am konkreten Beispiel – der Brief nur von Coburg nach Hildburghausen befördert worden ist.
Die „verschnörkelte Ziffer“ rechts oben ist ein Hinweis der Gebührenberechnung für den Brief (Briefmarken wurden erst knapp einhundert Jahre später erfunden), links unten der Vermerk „Franco“, dass der Brief frei ist. Zudem ist in deutscher Sprache der energische Hinweis des Absenders zur Briefbeförderung angebracht:

            „Da in Diesen Brief rechtliche
            Angelegenheiten enthalten so wer
           den die Herrn Post Meister er
            sucht, schleunig zu besorgen.“
 


Brief von 1765 von Rotterdam nach Hildburghausen an Herrn Georg Niebergall.
Die Vermerke „Franco Emrick“ (Grenzaustauschpunkt) und „franco Franckfort am Mayn“ bedeuten, dass der Absender die Gebühren bis zur angegebenen Stadt entrichtete; vom Empfänger musste jeweils das Porto bis Hildburghausen erhoben werden. Die Ziffern und die Rötelstiftvermerke auf der Adressseite sind Gebührenvermerke.
Interessant ist der Zustellvermerk links unten:
„Abzugeben am/Schleußinger Thor/im Grünen Baum.
Er weist auf das dritte Stadttor Hildburghausens in der Neustadt hinund auf die wohl traditionsreichste aller Hildburghäuser Gaststätten „Zum Grünen Baum“ im Bereich der Kreuzung der heutigen D.-Dr. Moritz-Mitzenheim-Straße/Schleusinger Straße, heute: Parkplatz. Das „Bämle“ fiel 1977 der Spitzhacke zum Opfer.

Äußerst bedeutungsvoll für die Hildburghäuser Postgeschichte war das Jahr 1760.
   „Zwischen der Kaiserlichen Reichspost und der Sachsen-Hildburghäuser  Kammer wird ein Postvertrag abgeschlossen, der die Postroute über den Thüringer Wald regeln soll. Danach darf die Reichspost die ‚Hohe Straße’ (Coburg – Eisfeld – Ilmenau – Erfurt) benutzen, während die Fürstlich Sächsische Post weiterhin über Hildburghausen – Meiningen verkehrte. Außerdem unterhält die Meiningische Kammer wöchentlich einmal einen Botenwagen ins Meiningische Oberland: über Hildburghausen – Eisfeld nach Sonneberg.“ (8)


12. Oktober 1786. Brief von Wilhelm Prinz von Oranien und Fürst zu Nassau an Friedrich Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Er kondoliert zum Tode des Erbprinzen und siegelt mit schwarzem Siegellack. – Der Postvermerk „Franco Frankfort“ weist darauf hin, dass der Absender die Versandgebühr bis Frankfurt/Main entrichtet hat. Der Adressat muss Porto zahlen, also die Versandgebühr von Frankfurt/Main bis Hildburghausen. 

Die Chronik berichtet, dass im Jahre 1772 der Kaiserliche Postverwalter Christoph Bechmann auch gleichzeitig die Fürstlich Sächsische Post übernahm und so beide Posten in eine Hand bringt. Die Posthalterei unterhielt zu diesem Zeitpunkt zwölf Pferde.
Symptomatisch in jener Zeit war es, dass bei Ernennung neuer Postverwalter und Posthalter auch der Standort wechselte. Von 1772 bis 1808 wurde viermal der Besitzer und damit auch gleichzeitig der Sitz gewechselt. 
Die Hildburghäuser Posttabelle von 1786 weist folgende reitende Posten aus, die nachfolgend auszugsweise genannt werden:

Sonntag            - Hamburg, Hessen und Sachsen (nachmittags 2 Uhr), Würzburg (nachmittags 4 Uhr);

Montag             - Frankfurt a. M. (abends 7 Uhr), Hamburg (nachts 10 Uhr);

Dienstag            - Gotha und Eisfeld (mittags 12 Uhr), Nürnberg (nachmittags 4 Uhr);

Mittwoch            - Hamburg (nachmittags 3 Uhr), Nürnberg (nachmittags 5 Uhr);

Donnerstag        - Frankfurt a. M. (abends 8 Uhr);

Freitag               - Gotha (mittags 12 Uhr), Hamburg (früh 3 Uhr);

Sonnabend        - Nürnberg (nachmittags 4 Uhr) 


Bestallungsurkunde (1. Seite) von Carl Anselm Fürst von Thurn und Taxis vom 31. Juli 1773 für Maria Johanna Bechmann („Bechmännin“) als Postverwalterin von Hildburghausen. Die Berufung einer Frau in dieser Zeit ist beinahe einmalig. –

Carl Anselm Fürst von Thurn und Taxis (1733 – 1805) ist Generalerbpostmeister und als Vertreter des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Prinzipialkommissar des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg. Er ist der Vater von Carl Alexander Fürst von Thurn und Taxis (1770 – 1827), der verheiratet war mit Therese Mathilde von Mecklenburg-Strelitz, die oft bei ihrer Schwester, der Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen, in der Residenz weilte.  

Von Hildburghausen gingen entsprechende Postanschlüsse nach Nürnberg, Frankfurt a. M., in den Thüringer Raum (Gotha, Erfurt), Hamburg.
Die Alte Fahrende Sächsische Post kam am Mittwoch (mittags 10 bis 12 Uhr) von Gotha, Freitag (morgens 1 bis 3 Uhr) von Nürnberg und ging ab Mittwoch (mittags 12 bis 2 Uhr) nach Nürnberg und Frankfurt a. M., Freitag (früh 3 bis 5 Uhr) nach Hessen und Sachsen.
Die Neue Sächsische Post kam am Montag (abends 4 bis 6 Uhr) von Nürnberg und Frankfurt a. M. und Sachsen (morgens 1 bis 3 Uhr), von Hamburg, Hessen und Sachsen und (früh 3 bis 5 Uhr) nach Nürnberg und Frankfurt a. M.
Jeweils eine halbe Stunde nach Ankunft der Post konnten Briefe und Zeitungen abgeholt werden.  


Zu Michaelis 1705 in Coburg ausgefertigte Fürstlich Sächsische Postordnung


 5. Oktober 1801. Friedrich Herzog von Sachsen-Hildburghausen ernennt Johann Christian Bechmann zum „Fürstlichen Postsekretär“. Vierseitige Original-Ernennungsurkunde mit Namenszug und Siegel des Herzogs (auf S. 2).
 

(1)     Human, Armin: Geschichte des Postwesens von Hildburghausen. Denkschrift zur Weihe des neuen Postgebäudes am 1. Juli 1892. – F. W. Gadow & Sohn, Hildburghausen, 1892, S. 2

(2)     Nach Oberpostrat Dr. Müller. Auszug aus der Chronik der OPD Erfurt. – 1937

(3)     Fischer, W.: Die Coburger Geleitstraßen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Hrsg. v. Georg Menz, 33 Bd. – Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1939, S. 404 f.

(4)     Human:  A. a. O., S. 3

(5)     Reum, Dr. Kurt: 300 Jahre Meininger Post. In: Ausstellungskatalog zur 1. Südthüringer Briefmarken-Ausstellung, 1953, S. 17 

(6)     Fürstl. Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg. FZA Postakten, Nr. 7009

(7)     Nach Merian. In: Dahinten, Ernst: Geschichte der Heimat. IV. Teil. Stadt und Amt Eisfeld und Herzogtum Hildburghausen vom Westfälischen Frieden bis zu den Befreiungskriegen. – Verlag Carl Beck, Eisfeld, 1938, S. 499

(8)     Reum, Dr. Kurt: Von der Kaiserlichen Reichspoststation zum Herzoglich Sachsen-Meiningen, Fürstlich Thurn und Taxis’schen Lehenspostamt. In: Ausstellungskatalog zur III. Südthüringer Briefmarkenausstellung. – Hildburghausen, 1956, ohne Seitenangabe 

Die Abbildungen stammen, wenn nicht anders angegeben, aus den Sammlungen Hans-Jürgen Salier. 

Nach: Salier, Hans-Jürgen: Aus der Postgeschichte von Hildburghausen. – Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung. – Philatelistenverband im Kulturbund der DDR, Bezirksvorstand Suhl. Suhl und Hildburghausen, 1976, Auszug Kapitel 1 – 3


Die Gründung der
Fürstlich Thurn und Taxisschen Lehenspost 

MR Dr. Reum und Hans-Jürgen Salier
 


Reum, MR Dr. Kurt und Hans-Jürgen Salier: Thurn und Taxissche Ortsaufgabestempel in Thüringen. Philatelistenverband im Kulturbund der DDR – Bezirksvorstand Suhl, Bezirksarbeitskreis Postgeschichte, Reihe Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung – Heft 2, 1977

Am 14. Oktober 1806 brach Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt zusammen. An ein geregeltes Postwesen war nicht mehr zu denken. Den meisten Fürsten blieb nichts weiter übrig, als die vorhandenen ehemaligen Reichspostanstalten in eigene Landesposten umzubilden. Bayern hatte bereits am 14. Februar 1806 das Erblandpostmeisteramt dem Fürsten von Thurn und Taxis als Thron-Mannlehen übergeben und überließ ihm auch weiterhin das Postwesen, aber bereits zwei Jahre später wurden mit Patent vom 1. März 1808 die Taxisschen Posten aufgelöst und eine eigene Landespost gegründet. Ebenso verhielt sich Baden, auch hier hatte Taxis noch am Ende der Reichspost das Postwesen inne, bis am 1. August 1811 die Post in eigene Regie übernommen wurde.  

Für die kleineren Länder bedeutete die Übernahme der Post in eigene Verwaltung eine finanzielle Belastung. Einige Regenten übergaben daher die Ausübung des Postregals größeren Nachbarstaaten.

Die übrigen kleineren Landesregierungen aber schlossen nach und nach erneut Verträge mit dem Fürsten von Thurn und Taxis, in denen sie ihm ihre Post zu Lehen gaben. Die thüringischen Fürstentümer schlossen folgende Verträge:

            - 02.05.1807 Herzogtum Sachsen-Meiningen;
            - 04.04.1808 Herzogtum Sachsen-Hildburghausen;
            - 1809 die Fürstentümer Reuß  
               (17.3. – Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, 21.3. – Reuß-Greiz);
            - 08.06.1812 Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (Oberherrschaft)  

(Die beiden Schwarzburger Fürstentümer gliedern sich in „Oberherrschaften“ am Thüringer Wald und „Unterherrschaften“ in Nordthüringen, deren Postanstalten von der preußischen Post verwaltet wurden).  

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 zogen die Alliierten westwärts und befreiten die besetzten rechtsrheinischen Gebiete von der französischen Fremdherrschaft. Unter Blüchers Kommando wurde in der Neujahrsnacht 1813/14 der Rhein überschritten. Am 31. März 1814 nahmen die Verbündeten Paris ein, wo am 30. Mai der erste Pariser Frieden geschlossen wurde.  

Schon während des Vorrückens der verbündeten Truppen jenseits des Rheins wurde durch einen gemeinsamen Beschluss dem Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis die Verwaltung der Posten auf dem linken Rheinufer übertragen. 

Noch einmal kehrte Napoleon 1815 nach Frankreich zurück, trat erneut in den Kampf gegen die Alliierten und wurde endgültig am 18. Juni 1815 bei Waterloo geschlagen; am 7. Juli hielten die Verbündeten zum zweiten Male ihren Einzug in Paris, und Napoleon musste wiederum in die Verbannung. Am 20. November 1815 wurde der zweite Pariser Frieden unterzeichnet, der den Schlussstrich unter die Napoleonischen Kriege setzte. 
Schon während der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen traten in Wien seit November 1814 Fürsten und Diplomaten in einem Kongress zusammen, um die territorialen Verhältnisse neu zu „ordnen“.
Hoffnungen auf ein einheitliches Deutschland erfüllten sich nicht, denn das Bürgertum war noch zu schwach, um sich an die Spitze des Befreiungskampfes zu stellen. Der Philosoph und Historiker Friedrich Engels urteilte über den Wiener Kongress mit den Worten: „Die ruhmvolle Zeit, wo die deutsche Nation seit Jahrhunderten wieder zum ersten Male sich erhebt und auswärtiger Unterdrückung in ihrer ganzen Kraft und Größe sich gegenüberstellte, fand auf dem Wiener Kongress ein ruhmloses Ende." 
Die feudalistische Reaktion war bestrebt, die Fürstenherrschaft mit allen Mitteln zu sichern. Die am 8. Juni 1815 vom Wiener Kongress beschlossene Bundesakte war der Grundvertrag für den Deutschen Bund, der aus 34 erblichen Monarchien und 4 Freien Städten bestand. 
Obwohl bei den vorherigen Beratungen der Bremer Senator Smidt am 23. Mai 1815 vorschlug, das Postwesen zu einer allgemeinen Bundesanstalt zusammenzufassen, beschränkte sich der Artikel 17 der Bundesakte auf die Anerkennung der Rechtsansprüche des Fürsten von Thurn und Taxis, die ihm durch den Reichsdeputatationshauptschluss aus dem Jahre 1803 zugesichert waren:

„Das fürstliche Haus Thurn und Taxis bleibt in dem durch den Reichs-Deputationsbeschluss vom 25. Februar 1803 oder durch spätere Verträge bestätigen Besitz und Genuss der Posten in den verschiedenen Bundesstaaten solange, als nicht etwa durch freie Übereinkunft anderweitige Verträge abgeschlossen werden sollten. In jedem Falle werden demselben in Folge des Art. 13 des erwähnten Reichs-Deputations-Hauptschlusses seine auf Belassung der Posten, oder auf eine angemessene Entschädigung gegründeten Rechte und Ansprüche gesichert. Dieses soll auch da stattfinden, wo die Aufhebung der Posten seit 1803 gegen den Inhalt des Reichs-Deputations-Hauptschluss geschehen wäre, insofern diese Entschädigung durch Verträge nicht schon definitiv festgesetzt worden ist."  

Wenn sich auch der Traum von einem einheitlichen deutschen Postwesen nicht erfüllte, das wesentlich schneller der kapitalistischen Produktionsweise zum Durchbruch verholfen hätte, so brachte die Lehenspost für die kleineren deutschen Staaten gewisse Vorteile. 
Die in den Jahren 1806 bis 1814 geschlossenen Lehenspostverträge wurden von der Bundesakte rechtlich anerkannt. Das Thurn und Taxissche Postgebiet erstreckte sich am Jahresende 1815 auf die Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, die Fürstentümer Reuß-Lobenstein, Reuß-Ebersdorf, Reuß-Greiz, die Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, auf das Großherzogtum Hessen, auf das Herzogtum Nassau, die Freie Stadt Frankfurt am Main, in der seit 1811 die „General-Direktion sämtlicher Fürstlich Thurn und Taxisscher Lehensposten“ ihren Sitz hatte. 
In den folgenden Jahren übergaben die meisten deutschen Fürsten, in deren Ländern ehemals Reichspostanstalten bestanden hatten, die Ausübung des Postregals wieder dem Fürsten von Thurn und Taxis:

- 01.03.1816 Fürstentum Reuß-Schleiz;
- 11.06.1816 (mit Wirkung vom 1. Juli) Kurfürstentum Hessen;
- 30.06.1816 (mit Wirkung ab November) Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld;
- 08.12.1816 (mit Wirkung vom 1. Januar 1817) Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach;
- 24.02.1817 Herzogtum Sachsen-Gotha
- 01.03.1817 Fürstentümer Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf  wegen der gemeinsamen Herrschaft Gera;
- 23.08.1817 Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt für die Oberherrschaft;
- 26.10.1817 (mit Wirkung vom 1. Januar 1818) Herzogtum Sachsen-Altenburg

Mit den letzten Verträgen vom 21. September 1819, die mit den Freien Städten Hamburg und Lübeck (deren Taxissche Postanstalten wie in Bremen nur der Briefpost dienten) abgeschlossen wurden, war der Zusammenschluss aller zum Thurn und Taxisschen Postgebiet gehörenden Staaten beendet. Es entstand eine Postverwaltung, die zwar in einem fast zusammenhängenden Gebiet einheitlich geleitet wurde, die sich andererseits über verschiedene Fürstentümer und Freie Reichsstädte erstreckte, bei denen die jeweiligen Regierungen ein gewichtiges Wort mitzureden hatten bzw. an den finanziellen Einnahmen beteiligt waren. 
Schon äußerlich war die gemeinsame Verwaltung am Namen, an den Postwappen und an den Uniformen, die sich durch verschiedene Kragenfarben unterschieden, zu erkennen. So lautete beispielsweise der Name der meiningischen Postanstalt: „Herzoglich Sachsen-Meiningen, Fürstlich Thurn und Taxis'sches Lehenspostamt". –Das Postwappen vereinte demzufolge beide Wappen, oben das herzogliche, darunter – in kleinerer Form – das fürstlich Thurn und Taxissche.  

Durch neue Gebietseinteilungen mussten zum Teil die Verträge erneuert werden (Aussterben der Altenburger Linie sowie Gebietseinteilungen in den Fürstentümern Reuß). 

Nach: Reum, MR Dr. Kurt und Hans-Jürgen Salier: Thurn und Taxissche Ortsaufgabestempel in Thüringen. Philatelistenverband im Kulturbund der DDR – Bezirksvorstand Suhl, Bezirksarbeitskreis Postgeschichte (Leiter: Hans-Jürgen Salier) Reihe Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung – Heft 2, S. 9 – 12, 1977

Thurn und Taxissche Lehenspost
Herzogtum Sachsen-Meiningen  

MR Dr. Reum und Hans-Jürgen Salier 


Zeichnung: Hans-Jürgen Salier

Den ersten Lehenspostvertrag in Thüringen schloss am 2. Mai 1807 Herzogin Eleonore, die 1821 die vormundschaftliche Regierung für den unmündigen Herzog Bernhard II. Erich Freund führte, mit dem Fürsten von Thurn und Taxis ab.
Ein halbes Jahr später, am 16. September 1807, übergab Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Postwesen in seinem Land der Thurn und Taxisschen Post, und am 14. Mai 1808 kam der Lehenspostvertrag mit Friedrich von Sachsen-Hildburghausen zustande. Dabei wurden folgende Reichspostanstalten übernommen:

- in Sachsen-Meiningen:            Judenbach, Leutersdorf, Meiningen, Salzungen,                                                            Schwallungen, Wernshausen

- in Sachsen-Hildburghausen:    Eisfeld, Hildburghausen, Kahlert, Römhild

- in Sachsen-Saalfeld                Gräfenthal, Saalfeld

  Und die ehemals fürstlich        Gräfenthal, Pößneck, Saalfeld, Themar 

  sächsischen Poststationen:
Wie bereits in der geschichtlichen Übersicht erwähnt, wurden die sächsischen Herzogtümer der gothaischen Linie im Jahre 1826 neu eingeteilt (Teilungsvertrag von Hildburghausen). Zum Herzogtum Sachsen-Meiningen kamen das ehemalige Herzogtum Sachsen-Hildburghausen (ohne die Ämter Königsberg in Franken und Sonnefeld, sie gingen an das neu gebildete Herzogtum Sachsen Coburg und Gotha), das Fürstentum Saalfeld und die ehemaligen gotha-altenburgischen Ämter Camburg und Kranichfeld (Die Postexpedition befand sich aber im weimarischen Anteil). Durch diese Neueinteilung mussten die bestehenden drei Verträge aus den Jahren 1807/08 wieder erneuert werden. So schloss Herzog Bernhard II. Erich Freund am 4. November 1829 mit dem Fürsten Maximilian Karl von Thurn und Taxis den neuen Lehenspostvertrag ab („Edict vom 4. November 1829, die Postlehnverhältnisse und die Postverwaltung betreffend“)

Lehenspostanstalten:

a)      Herzogtum Sachsen-Meiningen (Hauptstadt Meiningen)
Unterland: Immelborn, Leutersdorf, Liebenstein, Meiningen, Meiningen-  Bahnhof, Salzungen, Schwallungen, Walldorf, Wasungen, Wernshausen, Witzelroda;
Oberland: Judenbach, Lauscha, Oberlind, Schalkau, Sonneberg
 

b)      Herzogtum Sachsen-Hildburghausen (Hauptstadt Hildburghausen)
Eisfeld, Heldburg, Hildburghausen, Kahlert, Neustadt am Rennsteig, Oberneubrunn, Römhild, Themar 

c)      Fürstentum Saalfeld (Hauptstadt Saalfeld)
 Gräfenthal, Lehesten, Pößneck, Saalfeld, Wallendorf 

d)      Amt Camburg:
 Camburg 

Nach: Reum, MR Dr. Kurt und Hans-Jürgen Salier: Thurn und Taxissche Ortsaufgabestempel in Thüringen. Philatelistenverband im Kulturbund der DDR – Bezirksvorstand Suhl, Bezirksarbeitskreis Postgeschichte (Leiter: Hans-Jürgen Salier) Reihe Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung – Heft 2, S 16 f., 1977 

Das Ende
der Fürstlich Thurn und Taxisschen Lehenspost

MR Dr. Reum und Hans-Jürgen Salier 

Im Jahre 1827 übernahm der „letzte Postfürst" Maximilian Karl von Taxis die Verwaltung und erlebte in den ersten Jahren die größte Ausdehnung seines Postgebiets.
Schon nach fünf Jahren seiner Regentschaft wurden im Jahre 1834 die fünf Postanstalten im Fürstentum Waldeck (am 9. März) und (am 30. April) die im coburg-gothaischen Fürstentum Lichtenberg gelegene Postverwaltung St. Wendel (Sachsen-Coburg und Gotha trat im gleichen Jahre dieses Fürstentum gegen eine jährliche Rente an Preußen ab), ferner im Jahre 1837 die beiden Poststellen Birkenfeld und Obernstein im oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld der preußischen Post übergeben.
Mit der Gründung des Zollvereins im Jahre 1834 erlebte die wirtschaftliche Entwicklung einen großen Aufschwung. Der Warenverkehr zwischen den deutschen Staaten wurde wesentlich erweitert und erleichtert, die Bourgeoisie erstrebte die wirtschaftliche Einheit Deutschlands. Die weitere Entfaltung der Produktivkräfte führte auch zwangsläufig zu einem erhöhten Nachrichtenbedürfnis. 
Im Ergebnis des wirtschaftlichen Aufschwungs folgte der beschleunigte Ausbau des Chausseenetzes. Das Transportwesen wurde durch den Eisenbahnbau (besonders zwischen 1835 und 1850) revolutioniert. Am 1. August 1847 übergab das Herzogtum Sachsen-Altenburg seine neun Postanstalten nach Eröffnung der Eisenbahnlinie Leipzig – Altenburg (12. September 1842) und Altenburg – Crimmitschau (15. März 1844) der Königlich-Sächsischen Post, da es verkehrstechnisch sehr günstig mit dem Königreich Sachsen verbunden war.
Diese Tatsachen wirkten sich ungünstig auf den Fortbestand des Thurn und Taxisschen Postgebietes aus. Das Thurn und Taxissche Unternehmen war nicht in der Lage, den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und dem daraus resultierenden erhöhten Postaufkommen Rechnung zu tragen.
Um 1820 existierten in den thüringischen Herzog- und Fürstentümern 57 Postanstalten, die unter der Leitung des Postkommissariats in Eisenach standen. Einige Teile Thüringens besaßen keinen Postanschluss. 35 von 79 Städten und 44 von 51 Marktflecken erhielten keine Postanstalt, während so unbedeutende Orte – um zwei Beispiele herauszugreifen – wie Mittelpöllnitz (60 Einwohner) oder Schwallungen – Postanstalten hatten, weil sie an einer wichtigen Verkehrsstraße oder einem Verkehrsknotenpunkt lagen.
Die Thurn und Taxissche Post war darauf bedacht, hohe Profite aus ihren Einrichtungen zu ziehen, demzufolge wurden nur dort Postanstalten aufgebaut, wo wichtige Verkehrsadern lagen.
Nach Postrat Sautter (Ein Rückblick auf die Posteinrichtungen in Thüringen vor 70 Jahren) ergaben sich für Thüringen im Jahre 1822 (unter Berücksichtigung der Grenzpunkte Sondershausen im Norden, Coburg im Süden, Vacha im Westen, Altenburg im Osten) folgende Postkurse:

            24 Fahrpostkurse          etwa 188          Meilen

            36 Reitpostkurse           etwa 206          Meilen

              2 Karriolpostkurse       etwa     7 ½      Meilen

            13 Botenpostkurse        etwa   38 ½      Meilen

            zusammen =                        440 Meilen           = ca. 3.300 km 

Die wichtigsten Postkurse (und zugleich die ältesten) waren in jener Zeit der die beiden Handels- und Messestädte Frankfurt am Main und Leipzig verbindende (über Hanau – Fulda – Hünfeld – Buttlar – Vacha – Marksuhl – Eisenach – Gotha – Erfurt – Weimar – Eckartsberga – Naumburg – Weißenfels und der alte Nürnberg-Hamburger Fahrpostkurs (Nürnberg – Coburg – Rodach – Hildburghausen – Themar – Meiningen – Schwallungen – Schmalkalden – Langensalza – Sondershausen – Nordhausen – Braunschweig – Bremen und Hamburg).
Der größte Teil der Postkurse wurde von der Thurn und Taxisschen Postverwaltung unterhalten, einige gehörten der preußischen Postverwaltung, weitere wurden in gemeinschaftlicher Rechnung der taxisschen Postverwaltung und der preußischen, sächsischen und bayerischen Postverwaltungen betrieben.
Ein weiterer Markstein war die Gründung des Deutsch-Österreichischen Postvereins (Vertragsunterzeichnung 6. April 1850 in Berlin, Inkrafttreten am 1. Juli 1850). Das Thum und Taxissche Postgebiet schloss sich am 1. Mai 1850 an, ab 1. Januar 1852 waren alle 17 deutschen Postverwaltungen Mitglied des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Dieser Vertrag, der bis zur Gründung des Norddeutschen Bundes bestand, war eine wichtige Etappe auf dem Wege zu einem einheitlichen deutschen Postwesen, das wesentlich zur Vertiefung der ökonomischen, kulturellen und politischen Beziehungen der einzelnen deutschen Länder beitrug.
So wurden beispielsweise einheitliche Bestimmungen für die Behandlung und die Beförderung von Brief- und Fahrpostsendungen sowie die Einführung von Postwertzeichen in allen Vereinsländern festgelegt.
Im Ergebnis des Preußisch-Österreichischen Krieges im Jahre 1866, den Preußen für sich entschied, war auch das Ende der Thurn und Taxisschen Post besiegelt. Schon Jahre zuvor gab es preußische Bestrebungen, die Taxissche Post zu liquidieren. Nach der Auflösung des Deutschen Bundes im Jahre 1866 bot sich für Preußen die beste Möglichkeit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Bereits zwei Tage nach der Einnahme von Frankfurt am Main durch preußische Truppen entsandte der preußische Handelsminister Graf von Itzenplitz am 18. Juli 1866 den nachmaligen Staatssekretär Heinrich von Stephan nach Frankfurt am Main. Mit der Begründung, die Taxissche Post könne militärische Geheimnisse an Österreich überbringen, da sie in den Ländern des Gegners verkehrte, sollte Heinrich Stephan die Taxissche Generalpostdirektion in Frankfurt am Main der preußischen Post einverleiben. Diesen Auftrag erfüllte Stephan mit großem Geschick.
Die Verhandlungen mit dem Leiter der Direktion, Freiherrn von Schele und den Posträten ergaben einerseits die Verpflichtung der Postbediensteten, den Dienst auch weiter unter Anerkennung des preußischen Oberbefehls auszuüben, andererseits die Garantie Preußens, bis zur endgültigen Überführung die Einkünfte an den Fürsten von Thurn und Taxis abzuführen.
Gegen Ende des Jahres 1866 fanden zwischen Heinrich Stephan und dem Vertreter des Fürsten von Thurn und Taxis, dem Grafen von Dörnberg, Verhandlungen über die Entschädigungssumme statt, die Taxis bei Aufgabe seines Postgebietes erhalten sollte. Dörnberg legte den Reinertrag des letzten Rechnungsjahres 1864/65 zugrunde und forderte 10 ¼ Millionen Taler, Stephan dagegen bestand darauf, den Zeitraum von 1855 bis 1865 in Betracht zu ziehen, nach dem als Mittel des Reingewinns die Summe von 6.240.000 Gulden errechnet wurde. Auch Stephan schien diese Summe noch zu hoch, denn bei Übernahme des Taxisschen Postwesens mussten die bis dahin erhobenen Scheingebühren und Bestellgelder wegfallen, wodurch ein Ausfall an Einnahmen zu erwarten war. Man einigte sich auf eine Entschädigung von 5 Millionen Gulden oder umgerechnet 2,9 Millionen Taler, die dann letztlich auf drei Millionen Taler festgesetzt wurde.
Der Vertrag wurde am 28. Januar 1867 unterzeichnet, und mit dem 1. Juli 1867 ging das gesamte Thurn und Taxissche Postwesen an Preußen über.
Nach der Übergabe verausgabte Preußen fünf Postwertzeichen für die ehemaligen Thurn- und Taxis-Gebiete mit Kreuzerwährung. Mit Eintritt in den Norddeutschen Bund am 1. Januar 1868 waren die Postwertzeichen des Norddeutschen Bundes gültig.


Maximilian Karl von Thurn und Taxis (1802 – 1871) ist von 1827 bis 1871 sechster Fürst von Thum und Taxis, Standesherr in Bayern, Preußen und Österreich. Sohn von Therese Mathilde, geb. Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, Neffe von Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen und Königin Luise von Preußen.

Nach: Reum, MR Dr. Kurt und Hans-Jürgen Salier: Thurn und Taxissche Ortsaufgabestempel in Thüringen. Philatelistenverband im Kulturbund der DDR – Bezirksvorstand Suhl, Bezirksarbeitskreis Postgeschichte (Leiter: Hans-Jürgen Salier) Reihe Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung – Heft 2, S. 12 – 15, 1977

 

 

 

 

 

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