Hildburghäuser Geschichte
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Botenlauben, Graf Otto

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Graf Otto von Botenlauben

*
um 1175             
† um 1244 bis 1247


   


Graf Otto von Botenlauben

Mir hât ein wîp herze unde lîp betwungen

 1.            Mir hât ein wîp
               herze unde lîp
               betwungen unde gar verhert:
               diu ist sô guot,
               swaz si mir tuot,
               wil si, sô wirde ich sanfte ernert.

 20.         Herze, sinne
               mînen muot
               hât diu minne
               mit gewinne
               alsô behuot.

 24.         ... So rehte wol
               stêt si mir an,
               ich saelic man 
               sô süeze nôt ich nie gewan!

 36.         Daz (Leid) erwende
               saelîc wîp
              unde sende
              mir daz ende,
               daz mîn lîp.          

37.         Vröude unt minne
               unde sinne
               von dir, küniginne,
               gewinne.

 38.         Dar nâch ich iemer ringe
               und z'allen zîten strebe;
               ûf daz hôch gedinge
               ich vil dicke schône lebe,
               daz mir an dir gelinge
               unde empfâhen müeze süezer minne gebe:
               wie suoze ich danne singe
               und erklinge
               swenne ich vroulîche ob allen vroeuden swebe. 

  

   1.          Mir hat eine Frau
               Herz und Leib
               bezwungen und ganz verheert.
               Sie ist so gütig,
               was sie mir (auch) tut:
               Will sie, so werde ich leicht geheilt.

 20.         Herze, Sinne,
               mein Gemüt,
               hat die Minne
               mit Gewinn so behütet.

 24.         So recht wohl
               steht sie mir an,
               ich glückseliger Mann:
               So süße Drangsal habe ich nie errungen!

 36.         Das wende ich ab,
               gnädige Herrin,
               und beschere  
               mir das Ergebnis,
               daß mein Leib

 37.         Frohsinn, Liebe und Verstand
               von Dir, Königin,
               gewinne.

 38.         Darum ich immer ringe
               und allezeit strebe.
               Auf dieses hohe Ziel hin
               lebe ich in ganz geziemender Art,
               damit ich Erfolg bei Dir habe
               und die Gaben der süßen Liebe empfange.
               Wie lieblich ich dann singe
               und (dein Lob) erklingen lasse,
               wenn ich selig über allen Freuden schwebe.

 

    (Übersetzung: Heinrich Wagner)

 

Nach: Ludwig Bechstein: Geschichte und Gedichte des Minnesängers Otto von Botenlauben Grafen von Henneberg. Neu herausgegeben und vermehrt um ein Vorwort, eine Übersetzung der Lieder Ottos von Botenlauben sowie eine Genealogie der Grafen von Henneberg bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts von Heinrich Wagner (Sonderveröffentlichung Nr. 7 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins. - Neustadt an der Aisch, 1995).

  

Biografisches zu Graf Otto von Botenlauben

* um 1175; † um 1244 bis 1247.

Der Minnesänger, Kreuzfahrer und Klostergründer Otto Graf von Botenlauben ist der vierte Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg und seiner Gemahlin Sophia, geborene Gräfin von Andechs und Markgräfin von Istrien. Vermutlich wurde er 1175 auf der Henneburg bei Meiningen geboren. Der hennebergische Graf zeichnet erstmals seit 1206 als Graf von Botenlauben (Otto de Botenlouben). Er benennt sich nach der Burg Botenlaube bei Bad Kissingen. 1197 befindet er sich am Hof des Stauferkaisers Heinrich VI. und gehört zu seinem Gefolge in Sizilien. Im gleichen Jahr nimmt er am Kreuzzug nach Palästina teil. Im Königreich Jerusalem bringt er es zu Ansehen und Wohlstand und heiratet Beatrix Courtenay, die Tochter und Alleinerbin des königlichen Seneschalls (Schatzmeister) Joscelin III. von Edessa. Sie gehört zur französischen Führungsschicht, die Tochter des Titulargrafen von Edessa. Im Oktober 1208 vermacht er dem Hospital der Hafenstadt Akkon, der Krondomäne des Kreuzfahrerstaates Jerusalem, eine reiche Schenkung. Bis 1220 lebt er in Syrien, unterbrochen von einigen längeren Reisen auch nach Deutschland. Die unsichere Existenz des Kreuzfahrerstaates veranlasst ihn, seinen orientalischen Besitz an den Deutschen Orden zu verkaufen und in die Heimat zurückzukehren.

Otto und Beatrix stiften 1231 das Zisterzienserkloster Frauenroth bei Bad Kissingen, von Graf Otto zu Ehren und Lob der Heiligen Jungfrau Maria (Novale sanctae Mariae cella dominarum) genannt. Zur Finanzierung vertauscht bzw. verkauft er 1234 die Herrschaft Botenlauben sowie Besitzungen in über 80 Gemeinden bis nach Thüringen hin, so auch in Hildburghausen, an das Stift Würzburg und zieht sich mit seiner Gemahlin in das Kloster Frauenroth zurück.
 

Der erste urkundliche Nachweis Hildburghausens (14. März 1234) findet sich in dem Werk „Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae“ (1869 - 1939) des Historikers Otto Dobenecker.

Um das Kloster zu schützen, unternimmt der in Jahre gekommene Graf Otto im Auftrag von Papst Gregor IX. einen Waffengang zur Zerstörung der benachbarten Burg Burkardroth. 1242 gibt er das vorbehaltene Wohnrecht auf Burg Botenlaube auf.

Die beiden Söhne Otto und Heinrich sowie sein Enkel Albert sind dem geistlichen Stand beigetreten. Ottos Linie ist damit ohne Erben erloschen. Graf Otto von Botenlauben verstirbt vor Februar 1244 bei Kissingen.

Ottos überlieferte Lieder sind im Code Manesse
(Manessische Liederhandschrift), in der Weingartner-Liederhandschrift, ein Gedicht unter dem Namen Niune in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift und im Codex Buranus (Carmina Burana) erhalten. Seine Lieder gehören zu den bedeutenden der mittelhochdeutschen Literatur, auch wenn von ihm nur wenige Werbe- und Tagelieder sowie ein Leich bekannt sind.

Der Epitaph in der Frauenrother Klosterkirche gehört zu den wertvollsten Werken mittelalterlicher Steinplastik. Die Burg Botenlaube ist im Bauernkrieg vom Aurarer Haufen zerstört, das Kloster im Dreißgjährigen Krieg geplündert und beschädigt worden.

Biografie aus "Hildburghausen - Kleine Chronik", Hans-Jürgen Salier, Salier Verlag
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