Hildburghäuser Geschichte
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Mitzenheim, Erich

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Erich
Mitzenheim

 

  • * 05.10.1890, Hildburghausen
  • † 24.02.1965, Hildburghausen


             Land- und Gastwirt; Chorleiter 

Erich Mitzenheim entstammt der „Schulbeckenlinie“ des großen und weitverbreiteten Geschlechts der Mitzenheims. Sein Vater, der Land- und Gastwirt Max Mitzenheim
(* 24.03.1858 – † 1941) und erste Besitzer der Gaststätte „Thüringer Hof“ in Hildburghausen, verheiratet mit Elise Hermann († 1912) aus Sonneberg, ist ein Cousin von Oberstudienrat Heinrich Mitzenheim, dem Vater des Thüringer Landesbischofs Moritz Mitzenheim. Neben dem Lehrer-, Musiker-, Bäcker-, Maler- und Pfarrerberuf ist auch die Tätigkeit eines Bierbrauers und Gastwirts bei den Vorfahren und in der Verwandtschaft von Max Mitzenheim verbreitet, und so erscheint es wohl folgerichtig, dass sein Sohn Erich das väterliche Erbe als Gast- und Landwirt fortführt.

Aber auch das Musikerblut fließt in den Adern von Erich Mitzenheim. Er wäre lieber Berufsmusiker geworden, hätte sein Leben ganz der Musik gewidmet. Doch als er aus dem Ersten Weltkrieg glücklich und unbeschadet heimkehrt, geht, hervorgerufen durch zurückliegende familiäre Schicksalsschläge und den Krieg, die Gastwirtschaft in der Unteren Braugasse ziemlich schlecht. So zerschlagen sich seine Lebenspläne, nur allein der Musik zu dienen, und er übernimmt den väterlichen Land- und Gastwirtschaftsbetrieb.

Erich Mitzenheim besitzt großes musikalisches Talent. In der Jugend hat er in Hildburghausen und Meiningen Klavierunterricht erhalten. Mit viel Fleiß bildet er sich autodidaktisch weiter und erlangt schließlich in beharrlicher Arbeit die Fähigkeit, einen Chor nicht nur schlechthin, sondern auch in künstlerischer Hinsicht zu leiten. 1909 ist neben den bestehenden bürgerlichen Chorvereinen in Hildburghausen auch ein Arbeitergesangverein gegründet worden. Nach Ableistung seines Militärdienstes soll Erich Mitzenheim, der sich inzwischen der SPD angeschlossen hat, Dirigent des Arbeitergesangvereins werden. Doch der Ausbruch des Krieges 1914 bringt alle Pläne vorerst zum Scheitern. Nach dem Krieg, auf dessen Schlachtfeldern auch zahlreiche Sänger ihr Leben lassen müssen, wird der Arbeitergesangverein unter dem Namen „Morgenrot“ von Erich Mitzenheim 1919 neu gegründet, 1933 aber durch die Nazis aufgelöst und das Vereinseigentum beschlagnahmt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört Erich Mitzenheim wie Kurt Wiegand zu den aktivsten Persönlichkeiten im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt und des Kreises Hildburghausen. Er ist Mitbegründer der SPD und des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, ein Pionier des Neuanfangs. Bald erwacht auch der Chorgesang zu neuem Leben. Auf wesentliche Initiative von Erich Mitzenheim wird der Volkschor als einer der ersten im Kreis Hildburghausen gegründet. Mit Erich Mitzenheim als Dirigent kann sich der Chor schon bald an anspruchsvolle Werke der Chorliteratur heranwagen und so das Musikleben der Stadt maßgebend bereichern und fördern. Anfang bis Mitte der fünfziger Jahre zieht sich Mitzenheim aufgrund der von Moskau aufoktroyierten Politik der SED aus dem politischen Leben zurück und widmete sich nur noch der Musik.

Im April 1920 hat Erich Mitzenheim die Köchin Anna Emma Sauer (* 17.08.1896 – † 29.05. 1963), Tochter des Gerbers und Landwirts Ernst Ludwig Sauer aus Wasungen und dessen Ehefrau Auguste Rosine, geb. Wolf, ebenfalls Köchin, zur Frau genommen. Ein Neffe von Anna Mitzenheim, Adolf Weibrecht, und sein Vater Richard, beide Schmiedemeister in Wasungen, sind Jahrzehnte Chorleiter in Wasungen gewesen. Anna Mitzenheim schenkt ihrem Ehegatten drei Söhne. Helmut (* 1921 – † 1942) ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Alfred (* 1925 – † 1979) übernimmt mit seiner Frau Marta, geb. Meinunger (* 1923), aus Wallrabs Anfang der fünfziger Jahre die väterliche Land- und Gastwirtschaft. Der jüngste Sohn Paul (* 1930) absolviert ein Lehrerstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, promoviert und ist dort von 1957 bis 1991 in der Lehrerbildung tätig. Nach seiner Habilitation wird Paul Mitzenheim 1975 zum Ordentlichen Professor für Geschichte der Erziehung berufen. In seiner Jugend hat er eine Grundausbildung im Klavierspiel erhalten.

Das musikalische Wirken Erich Mitzenheims wird heute durch seine Enkel Renate Kilényi, Helmut Mitzenheim und die Urenkelin Claudia Filkov erfolgreich fortgeführt.


Nach: Ingward Ullrich: Hildburghäuser Musiker. Reihe: Schriften zur Geschichte der Stadt Hildburghausen, Band 4. – Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen 2003 – 3-86180-129-9

 

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