Hildburghäuser Geschichte
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Mitzenheim, Heinrich

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Heinrich Mitzenheim

* 14.10.1863, Veilsdorf b. Hildburghausen
† 01.01.1941, Hildburghausen


 

 Pädagoge, Oberstudienrat, Violoncellist, Organist, Chorleiter

Verdienstorden für Kunst und Wissenschaft (1907), Ehrenbürger der Stadt Hildburghausen (1925) 

Heinrich Mitzenheim wächst in einem Elternhaus auf, in dem Frömmigkeit und kirchliche Sitte als Leitlinie der Lebensführung gegolten haben. Musikalität ist ihm von den Vorfahren in die Wiege gelegt worden. Der damalige Veilsdorfer Pfarrer bereitet ihn auf den Lehrerberuf vor. Von 1879 bis 1882 besucht Heinrich Mitzenheim das Hildburghäuser Lehrerseminar. Musikdirektor Ferdinand Köhler unterrichtet ihn im Klavier-, Orgel-, Violin- und Cellospiel, und er bildet sich wohl auch autodidaktisch auf diesen Instrumenten weiter.  

Nach Absolvierung des Lehrerseminars kommt Heinrich Mitzenheim zunächst als Vikar nach Schwärzdorf und ein halbes Jahr später, 1883, als Lehrer nach Köppelsdorf bei Sonneberg, wo er auch den Musikverein leitet. 1891 wird er an die Bürgerschule in Hildburghausen versetzt. Zugleich erteilt er Gesangunterricht am Gymnasium. 1902 folgt Heinrich Mitzenheim einem Ruf an das Lehrerseminar. Hier wirkt er bis zu seiner Pensionierung 1925 als Klassenlehrer und Lehrer für Klavier, Orgel und Violine. 1921 wird er zum Oberlehrer, 1923 zum Studienrat und 1924 zum Oberstudienrat ernannt. 

Von 1903 bis 1920 wählt die „Liedertafel“ Heinrich Mitzenheim zu ihrem Dirigenten. Er genießt hohes Ansehen als Chormeister des Henneberger Sängerbundes, der ihn in Anerkennung seiner großen Verdienste zu seinem Ehrenvorsitzenden und Ehrenchormeister ernennt. Im Hildburghäuser Klaviertrio und im Geuther-Quartett wirkt er als Cellist. Von 1925 bis 1938 versieht er das Amt des Organisten an der Neustädter Kirche (Apostelkirche). Auch als Sänger im Kirchenchor unter Kantor Arthur Hilpert und als Mitglied im Kirchenvorstand stellt er sich ganz in den Dienst der Kirchgemeinde. 

1895 erwirbt Heinrich Mitzenheim das Haus Georgstraße 53 mit großem Garten (heute D.-Dr.-Mitzenheim-Straße 6). Als Naturfreund widmet er sich in seiner Freizeit eifrig dem Obst- und Gartenbau und setzt sich für die Förderung des Obstbaus im Kreis Hildburghausen ein. Nach intensiven Studien auf diesem Gebiet stellt er sich von 1897 – 1937 nebenamtlich als Obstbausachverständiger des Kreises Hildburghausen und von 1906 – 1936 als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Kreiswinterschule zur Verfügung. Von 1909 – 1926 gibt er als Beilage zur „Dorfzeitung“ die „Blätter für Obst- und Gartenbau“ heraus. 1921 – 1932 wirkt Heinrich Mitzenheim als Vorsitzender des Thüringer Verbandes der Obst- und Gartenbauvereine und ist als solcher Mitglied der Thüringer Landwirtschaftskammer. 1914 wird er Mitglied des Gemeinderates. Dieses Amt bekleidet er bis 1922. Zu seinem 62. Geburtstag im Jahre 1925 ernennt ihn die Stadt Hildburghausen in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste zu ihrem Ehrenbürger. Bereits 1907 ist ihm vom Meininger Herzog Georg II. die Verdienstorden für Kunst und Wissenschaft in Gold verliehen worden. 

Wie Heinrich Mitzenheim, so sind auch seine Brüder neben ihrem Beruf tüchtige Musikanten. Zuhause und im Musikverein ihres Dorfes Veilsdorf haben sie eifrig die Musik gepflegt. Hermann (* 1856 – † 1935) erlernt das Geigenspiel, Anton (* 1865 – † 1953) ist ein guter Flötist gewesen, Ludwig (* 1868 – † 1958) spielt Horn, Posaune und Tuba und der jüngste Bruder Karl (* 1871 – † 1952) hat sich die Klarinette erwählt.  

Im Jahre 1885 hat Heinrich Mitzenheim Anna Luther (* 13.08.1861 – † 22.06.1945), die älteste Tochter des aus Heubach stammenden Veilsdorfer Kantors Gottlieb Luther (* 31.08. 1835 – † 22.10.1905) und dessen Ehefrau Mathilde, geb. Heinz, geheiratet. Aus der Ehe gehen neun Kinder hervor, von denen die erstgeborene Tochter im Kindesalter verstorben ist. 

Die Tochter Martha (* 10.02.1888 – † 1981) ist eine gute Sopranistin im Hildburghäuser Kirchenchor gewesen und hat gelegentlich auch Solopartien gesungen. Sie ist verheiratet gewesen mit Albin Weinland aus Sonneberg, einem Schüler von Max Reger und ausgezeichnetem Pianisten und Organisten. Er ist Lehrer in Meiningen und Gesanglehrer am Gymnasium in Guben. 1912 studiert er am Institut für Kirchenmusik in Berlin. 1913 gibt er Konzerte in Meiningen, Salzburg und Hildburghausen. Weinland ist auch kompositorisch hervorgetreten. Bekannt geworden ist seine Komposition „Von Kindern“, 14 Gedichte für 1 Singstimme und Klavier. Er ist im Ersten Weltkrieg gefallen.

Der zweitgeborene Sohn Moritz (* 17.08.1891 – † 04.08.1977) hat Theologie studiert. Nach seinem Wirken als Pfarrer in verschiedenen Orten Thüringens, ferner als Leiter des Posaunenchores Hildburghausen, als Landesposaunenwart Thüringens (1923) und Landesobmann der Thüringer Kirchenchöre (1933) ist er von 1947 bis 1970 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Thüringens. 1964 wird er Ehrenbürger von Hildburghausen. – s. Biografie

Der vierte Sohn ist Edgar (* 15.11.1896 – † 07.05.1983) – s. Biografie 


Mitzenheim – Familiengeschichtliches 

Das Geschlecht Mitzenheim stammt aus dem Waldecker Land im nördlichen Teil des heutigen Bundeslandes Hessen. Ihr Name hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt von Meysenhenn (1484) über Meissenhein, Miezenhayn, Mitzenhenn und Mietzenheimb zu der heutigen Schreibweise Mitzenheim (etwa seit 1730). Im Jahre 1688 kommen Johann Theodor (alias Dieterich) Mitzenhenn und seine beiden Brüder Georg Wilhelm und Johann Christian, Söhne des Schulmeisters Philipp Mitzenhenn in Külte in der Grafschaft Waldeck, nach Hildburghausen. Hier in dem gerade von Herzog Ernst (d. Gütigen) gestifteten Fürstentum Sachsen-Hildburghausen wollten sie Arbeit und Brot finden, und sie erhofften sich dabei auch das Wohlwollen der jungen Landesmutter Sophia Henriette, einer Waldeckschen Prinzessin, die sich Herzog Ernst 1680 zur Gemahlin erwählt hat. Während Georg Wilhelm als Kunstmaler und Johann Christian als Zimmergeselle in Hildburghausen verblieben, fand der des Orgel- und Geigenspiels und auch der Malerei kundige Theodor Mitzenhenn Anstellung als Schulmeister und Kantor, zuerst von 1691 bis 1703 in Harras und danach bis zu seinem Tod in Veilsdorf, wo er 1748 im Alter von
75 Jahren und 7 Monaten starb. Seine engeren und ferneren Nachfahren sind Handwerker, Bauern, Lehrer, Maler, Theologen und Musiker.
 

Ein Urenkel des Veilsdorfer Schulmeisters Johann Theodor Mitzenhenn und der Großvater von Heinrich Mitzenheim war Johann Heinrich Mitzenheim (* 29.11.1771 – † 10.09.1853), Bäcker von Beruf, in Veilsdorf der „Beckenheiner“ genannt (sein Vater Johann Kaspar (* 1726 – † 1800) ist der Gründer der so genannten „Schulbeckenlinie“). Jahrzehntelang war Johann Heinrich Mitzenheim Mitglied des Gemeindevorstandes. Er wird als leidenschaftlicher Harfenspieler genannt und dürfte sich sicher auch eifrig im Veilsdorfer Musikchor, dem späteren Musikverein, betätigt haben. 

Adam Bernhard Mitzenheim (* 29.07.1829 – † 27.05.1904) war der jüngste Sohn, das 15. und letzte Kind (neun starben im Kindesalter) des „Beckenheiner“ und der Vater von Heinrich Mitzenheim. Im Dorf der „Beckenbernhard“ genannt, erlernt Adam Bernhard Mitzenheim den Beruf des Webers. Als sich dieses Handwerk wegen der sich immer stärker aufkommenden mechanischen Weberei nicht mehr lohnt, verlegt er sich auf die Landwirtschaft. In der Gemeinde genießt er hohes Vertrauen und ist viele Jahre Gemeindevorsteher und Mitglied des Kirchenvorstandes. Die Musik wurde von ihm sehr hoch gehalten. Er wirkt als Choradstant im Kirchen- und Musikchor Veilsdorf, als Flöten-, Piston- und Tubaspieler und gelegentlich auch als Geiger. Während seines Militärdienstes in Meiningen hilft er sogar als Flötist in der Meininger Hofkapelle aus. Seine Ehefrau, Heinrichs Mutter, ist Charlotte Therese, geb. Wirsing (* 15.10.1829 – † 19.04.1906), Tochter des Porzellandrehers Johannes Wirsing (* 1785 – † 1852) und dessen Gemahlin Anna Martha, geb. Bräutigam (* 1791 – † 1875). Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor, fünf sterben im Kindesalter. 

Nach: Ingward Ullrich: Hildburghäuser Musiker. Reihe: Schriften zur Geschichte der Stadt Hildburghausen, Band 4. – Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen 2003 – 3-86180-129-9

 

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